Die Mitteldeutsche Regiobahn, oder erste Eindrücke vom 13./14. Dezember 2015 zwischen Leipzig und Chemnitz

Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2015 wechselte der Betreiber der Regionalexpresslinie 6 zwischen Leipzig Hbf und Chemnitz und in der Gegenrichtung. Die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) übernahm die Verkehrsleistung von DB Regio.
Statt Diesel-Neigetechtriebwagen Baureihe 612 bei der DB verkehren jetzt lokbespannte Wagenzüge der MRB, eine Siemens Diesellok ER20 führt die Garnitur aus ehemaligen Schnellzugwagen der Deutschen Reichsbahn und einem ehemaligen
DB-Nahverkehrssteuerwagen. Meinen Beobachtungen nach stand die Lok in Richtung Chemnitz. Ich war gespannt auf das neue Rollmaterial, doch schnell etwas enttäuscht, mit klotzgebremsten Wagen hatte ich nicht gerechnet. Die Lackierung
bringt einen anderen Farbton in die Landschaft, die Innenausstattung kann ich als Gelegenheitsbenutzer sicher akzeptieren, Pendler werden sicher anders darüber denken, mir persönlich ist die Information im Zug zuwenig, verständlicherweise
läßt sich eben nicht in jedem Abteil ein Info-Display aufhängen. Das Bremsgeräusch der Klotzbremsen zeigten sich doch als weniger schlimm, als ich das vorher befürchtet hatte.
Wie sagte so schön ein fotografierender Passant an Bahnsteig in Leipzig beim Betrachten des Zuges: "Das ist eine richtige Eisenbahn, so wie wir sie lieben gelernt haben und keine Plaste-Bahn." Bei meinem Hinweis auf die klotzgebremsten
Drehgestelle wurde er etwas nachdenklich.
Eine Umstellung für die Reisenden wird sicher auch das Öffnen der Türen mit sich gebracht haben, da ist Handkraft nötig und nicht nur die Betätigung des Tasters.
Jedenfalls hat mir die Fahrt von Leipzig Hbf nach Chemnitz Hbf am 13. Dezember viel Spaß gemacht, als Eisenbahntourist.

Nachtrag:

Nach einigen Wochen im Betriebsalltag scheinen die Diskussionen in der Öffentlichkeit über das für und wider des neuen Rollmaterials noch nicht zuende zu sein. Da prallen sicher die Meinungen von Pendlern mit denen der Eisenbahnfotografen
zusammen, letztere freuen sich über eine neue Attraktion, lokbespannte Züge sind ebenfotogener. Leider werden in der Presse schlecht recherschierte Berichte verbreitet und in einschlägigen Eisenbahnforen im Internet wird oft ebenso diskutiert.
Ganz sicher war der Einsatz der Triebwagen der DB nicht ideal, mangels mehrerer Toiletten, dem zu geringen Platz für Kinderwagen, Rollstühle und Fahrrädern und nicht zuletzt durch die Geräuschentwicklung der Motoren.
Das neue Rollmaterial besitzt keine Klimaanlagen, bietet mehr Stellplatz für Kinderwagen, Rollstühle und Fahrräder, das Einsteigen mit Gepäck oder Fahrrad ist nicht leichter geworden, dazu hätten Niederflurfahrzeuge eingesetzt werden müssen. Ich
denke, jeder der etwas zu bemängeln sucht, wird auch etwas finden.

Ich persönlich frage mich vielmehr, ob es bei der Vergabe von Nahverkehrsleistungen Mindeststandards an das Rollmaterial hinsichtlich Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit, Komfort, Kundeninformation, Gepäckablagemöglichkeit und an die Art des
Einstiegs gibt und wie diese aussehen?

Die Erwartungen der Pendler und die Standards haben sich eben in den letzten 30 Jahren auch verändert.

Ich werde die Entwicklung der RE-Linie 6 weiterhin aus der Ferne und möglichst oft auch vorort beobachten.